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Presse-Artikel

 

Ausschnnitt aus:
Wieder zu Atem kommen
(Rolf App)
"St. Galler Tagblatt", 5.94

Integrale Atem- und Bewegungsschulung IAB - Methode Klara Wolf (Dr. Peter Gilgen)
"VGS Gesundheitsmagazin" 11.97 / "für uns vita sana", 5.98

Integrale Atem- und Bewegungsschulung Methode Klara Wolf (Christian Kempe)
"Krankengymnastik" 2002

 

Ausschnitt aus:

Wieder zu Atem kommen

von Rolf App ("St. Galler Tagblatt", 5.94)

Wir leben in einer kurzatmigen Zeit. Nervosität, Stress und Überforderung hinterlassen ihre Spuren in vielen Menschen: Ihr Atem verflacht, der Körper verkrampft sich, wirkliche Entspannung ist kaum mehr möglich. Wie man sich die eigenen Energiequellen besser erschliesst, zeigt unter anderem die "Integrale Atem- und Bewegungsschulung" Methode Klara Wolf.

Das Atmen ist uns wenig bewusst. Bei gesunden Menschen beobachtet man in Ruhephasen folgenden Rhythmus: Einer längeren Ausatmung, die in eine Atempause übergeht, folgt eine relativ kurze Einatmung, und zwar im zeitlichen Verhältnis von drei (Ausatmen mit Pause) zu eins (Einatmen).

Unter Belastung und bei körperlicher Anstrengung antwortet die Atmung mit der Vergrösserung ihres Volumens. Der Ablauf wird aber auch von Gedanken, Absichten, Vorstellungen und Gefühlren mitbeeinflusst. Das erklärt, warum die Atmung beim Untrainierten, Verkrampften, Erschöpften oder psychisch Gestressten verflacht, gestört und unangepasst reagiert.

Die Verbesserung des Atmens fängt damit an, dass wir uns das Atmen bewusst machen. Zuerst müssen günstige Bedingungen im Atemsystem geschaffen werden. Beispielsweise mit folgenden Übungen:

  • Tönende Ausatmung: Empfohlen werden abwechslungs- und wahlweise das Ausatmen auf stimmlose Konsonanten (sss, fff, sch, ch), das Sprechen von Silben (tim, tam, tom) oder das Zählen, Sprechen oder Rezitieren mit verschiedenen Mundstellungen.
  • Nase fassen, nachatmen: Zwei Fingerkuppen werden in die Grübchen oberhalb der Nasenflügel gelegt. Der Einatem-Strom wird damit leicht gebremst, wodurch die Atemmuskeln zu grösserem Krafteinsatz herausgefordert werden. Diese Atemvertiefung und der damit entstehende höhere Unterdruck im Brustraum führen nicht nur zu einer besseren Belüftung und Durchblutung der Lunge, sondern auch der Blutkreislauf wird begünstigt. Diese Übung soll insbesondere zwischen den anderen Übungen, beim sogenannten Nachatmen, zur Anwendung kommen.

Das tägliche Üben wird in drei Abschnitte gegliedert: in die vorbereitenden Übungen, das jeweilige Hauptthema und den Ausklang. Die einzelnen Übungen sollen jeweils drei- bis viermal wiederholt werden, wobei der Morgen die beste Zeit ist. Insgesamt wird eine Trainingszeit von zehn bis zwanzig Minuten empfohlen. Zur Vorbereitung gehören das stimmhafte Ausatmen (beschrieben weiter vorn) und viele weitere sogenannte "Konditionsübungen" für unterschiedliche Körperregionen.

  • Atemsystem: Sitzend den Brustkorb unterhalb des Schlüsselbeins mit den Fingerspitzen oder mit lockeren Fäusten beklopfen. Dabei auf drei zählen und auf den vierten Klopfschlag wenig Luft einströmen lassen. Nach einer Weile bis fünf, dann bis sieben auf eine Ausatmung zählen
  • Wirbelsäule: Knien, den Rumpf beugen und die Stirn vor den Knien am Boden ablegen. Die gestreckten Arme vorschieben und den Rumpf vorrutschen, solange die Hüften noch wenig hinter den Knien bleiben. In dieser Sattelstellung den Brustkorb zweimal zu Boden federn lassen. Beim Vorschieben der Arme und beim Federn ausatmen, Atempause. Mit dem Einatem-Impuls hochkommen.
  • Brustkorb: Auf dem Stuhl sitzend die Beine breit stellen, beide Hände auf die Schultern legen. Abwechselnd mit jedem Ellenbogen dreimal kreuzweise auf das gegenüber stehende Knie federn und sich wieder aufrichten. Während des dreimaligen Wippens mit "sch" ausatmen, beim Aufrichten einatmen.
  • Kreislauf: Grätsche, Gewicht von einem Bein aufs andere verlagern, Beine gestreckt halten und auf gute Fussarbeit achten. Sorgfältig im Verhältnis 2 (ausatmen), 1 (Pause), 1 (einatmen) atmen.
  • Oberer Rücken: Stehend das Kinn zurücknehmen, Hände fassen und mit "sch" ausatmend die Arme zweimal über den Kopf nach hinten wippen. Senken, entspannen, nachatmen.
  • Verdauung: In die Grätsche gehen und in den Gelenken wiegen. Beide Hände auf die Schultern legen, Ellbogen abwechslungsweise überkreuz einmal aufs rechte, einmal aufs linke Knie "tupfen". Im Rhythmus zügig üben. Atmung 2 (ausatmen) : 1 (einatmen).
  • Gelenke: Hörbar ausatmend ein Knie fassen und zweimal hochfedern. In der Atempause senken und dann nachatmen, indem man die Fingerkuppen an die Nasenflügel legt.

Mit dem Konditionstraining wird eine erste Stufe der Atemschulung erreicht. Wer weitergehen will, kann dies über vertiefende Übungen tun. Einige dieser Übungen seien hier skizziert:

  • Atem-Entfaltung im Brustkorb: In Rückenlage die Arme neben den Körper legen. Mit einem stimmlosen "ch" ausatmend den Brustkorb anheben, so dass sich das Brustbein nach oben wölbt. So die Atempause und Entspannung abwarten, dann wenig Luft einströmen lassen und ausatmend den Brustkorb wieder ablegen. Den Kopf leicht hin und herrollen, sich entspannen und nachatmen.
  • Beine: Auf einem Stuhl sitzend ein Bein schräg vorwärts strecken und auf die Ferse stellen, den Fuss winkeln. Das Bein beugen und auf die Fussspitze stellen. Fortlaufend üben und dazu singen:"Mon papa ne veut pas" - kurz einatmen - "que je danse, que je danse" - kurz einatmen - "Mon papa ne veut pas" - einatmen - "que je danse la polka". Dreimal wiederholen, dann Beine und Kreuzgegend leicht abklopfen.
  • Stoffwechsel: Breitbeinig in Rückenlage die Hände auf dem Bauch falten. Mit "sch" ausatmen, das Kreuz am Boden fixieren, damit der Leib flach bleibt. Nun die Arme abwärts strecken, bis es den Kopf, aber nur den Kopf, anhebt. Sich wieder zurücklegen. Dreimal, dann ruhen und nachatmen.
  • Kopfdrüsen: Summen oder auf einen tiefen ton ein "O-O-O" und "U-U-U" singen. Die Hände dabei locker über die Ohren legen. Nach dem Verklingen nachatmen.

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Integrale Atem- und Bewegungsschulung IAB - Methode Klara Wolf

Dr. Peter Gilgen ("VGS Gesundheitsmagazin" 11.97 / "für uns vita sana", 5.98)

"Für uns ist der bewusst erlebte und in allen Ebenen des Seins integrierte Atem der Schlüssel, um körperlich-seelisch-geistige Energien freizusetzen, zu steigern und wirksam zu machen. Wird er im rhythmischen Einklang der Dynamik unseres reichhaltigen Bewegungsschatzes geübt, so werden alle Register gezogen, um den Funktionszustand sämtlicher Organsysteme zu heben, das Vegetativum zu stärken und das psychische Vermögen zu vertiefen und bewusst zu machen. Das Gehirn wird belebt, und es eröffnen sich neue Ausblicke zur Verwirklichung der Lebensaufgaben." Spezielle Koordinationsübungen dienen zudem gezielt als Hirntraining und schulen die Lern- und Denkfähigkeit. (Klara Wolf)

Schon 1940 gründete die noch heute aktive 89-jährige Klara Wolf die Ausbildungsschule für Integrale Atem- und Bewegungsschulung, die 1951 auch die Krankenkassenzulassung erhielt. Charakteristisch für ihren methodischen Ansatz ist, dass nicht nur der Atem allein, sondern alle physiologischen Systeme gezielt, systematisch aktiviert und erfahren werden. So werden mit Übungen für Atemsystem, Kreislauf, Zellstoffwechsel, Hormondrüsen, zentrales und vegetatives Nervensystem, (Haltung, Bauch- und Beckenorgane), sowie für die Sinnesorgane, die körperlichen Funktionen harmonisiert und mit den seelisch-geistigen in Einklang gebracht. Der Wechsel von Ruhe und Dynamik schult die Anpassungsfähigkeit. Die Kunst, in jeder Alltags- und Lebenssituation vital, anpassungsfähig, schöpferisch, - eben "im Atem" zu bleiben, wird hier gelehrt.

Obschon einige Übungen für viele grosse Beweglichkeit vorauszusetzen scheinen, ist gerade auch für ältere Menschen diese Atem- und Bewegungsschulung durchaus zu empfehlen, da Klara Wolf auch für die dritte Lebensphase angemessene Übungsprogramme entwickelt hat: "Je älter der Mensch wird, desto wichtiger wird es für ihn, im Einklang mit seinen Kräften und seiner Stufe zu leben, da sich jeder Irrtum hierüber nicht nur körperlich, sondern auch seelisch-geistig schärfer ausgeprägt und ihn zum Zerrbild seiner selbst macht. Eine diesem Lebensabschnitt angepasste Körperschulung wird zur menschlichen Reife und Erfüllung beitragen."

So einfach die Übungen wiederum erscheinen, helfen sie nicht nur unsere Beweglichkeit und organischen Funktionen zu bewahren oder zu erweitern, sondern über Herz- und Nervenübungen etwa Stress, Depressionen oder Angstzustände zu überwinden und eine grössere körperliche, nervliche und psychische Stabilität und Flexibilität zu erlangen. Haltungsübungen im Atem- und Körperbewusstsein, aber auch über eine Vielzahl haltungssteuernder und -fördernder Reize im Nacken- und Fussbereich und spezifische Gleichgewichtsübungen können dabei hilfreich sein. Und angesichts zunehmender Mehrbelastung der Atemorgane durch unsere Umwelt oder eigene ungesunde Verhaltensweisen wäre unseren Lungen doch täglich eine Reinigung (Lungenhygiene-Übungen) zu gönnen, die natürlich für Asthmatiker, Bronchitiker oder Allergiker besonders zu empfehlen ist. Blasenschwächen oder Harninkontinenz werden über Übungen zur Stärkung der Beckenboden-, Bauch- und Hüftmuskulatur angegangen. Zusammenfassend äussert sich Klara Wolf dazu:

"Falsche Ernährung, unzureichende Atmung, Mangel an Bewegung und psychischer Stress gelten heute in der Präventivmedizin als Hauptursache der Zivilisationskrankheiten: Herz-, Kreislauf-, Stoffwechselstörungen, Abnützung und Allergien. Man kann aber das Übel an der Wurzel anpacken und vorhandene Energiequellen anzapfen, um den Energiehaushalt im Organismus zu sanieren. Mehr Bewegung, vollwertiges Atmen! heisst demnach die zu verordnende Medizin, um gesundheitlichen Einbussen vorzubeugen. Doch wie bei Medikamenten und Heilmitteln, kommt es auch hier auf die richtige Dosierung an.

Zunächst muss die Atmung aufgearbeitet und reaktionsfähiger werden, um ihre Aufgabe im Körper und Menschen vollumfänglich zu erfüllen. Nur dann kann sie als Energiespender körperlicher, psychischer und geistiger Lebensäusserungen genügen… Eine reiche Bewegungspalette müsste alle funktionellen Trainingsreize enthalten, um alle Organsysteme zu optimieren. Die Übungen sind dem Trainingsstand der Muskeln, Bänder und Gelenke und - was wir in dieser Arbeit besonders beachten - dem Leistungsvermögen von Atmung und Kreislauf anzupassen. Es werden deshalb nach jeder Übung Pausen für die Erholung eingeschaltet, um die Bewegungsreize voll für Atmung und Vegetativum auszuschöpfen."

Die Indikationen für Atemschulung und Atemtherapie sind umfangreich von zahlreichen funktionellen wie degenerativen Störungen bis hin zu psychischen Problemen oder allgemein für eine Steigerung körperlich-seelisch-geistiger Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeit, Kreativität und Lebensintensität.

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Integrale Atem- und Bewegungsschulung Methode Klara Wolf

Christian Kempe

Klara Wolf aus Brugg (Schweiz) ist die Begründerin der Integralen Atem- und Bewegungsschulung. Seit über sechzig Jahren praktiziert sie ihre Methode und entwickelt sie unablässig weiter. Inzwischen wird sie unterstützt von vielen weiteren Atempädagoginnen und -pädagogen, die bei ihr und ihren Töchtern ausgebildet wurden. Klara Wolfs Beschäftigung mit der Atmung wuchs aus ihren Erfahrungen als Tänzerin. In ihrer Jugend erfuhr sie eine Ausbildung bei Mary Wigmann in Dresden und später bei Trudy Schoop in Zürich. Sie leitete die Schoop-Tanzschule und sie erkannte die Bedeutung der Atmung für die Qualität der Bewegung: Das bewusst rhythmische Atmen und das harmonische Zusammenspiel von Atmung und Bewegung bilden eine Grundlage für die schöpferische Kraft im Tanz.

Die Erfahrungen aus dem Tanz überzeugten sie, dass an einer wirksamen Atemschulung der ganze Körper, ja der ganze Mensch beteiligt sein müsste. Sie hatte den Wunsch, allen Interessierten einen Weg zu weisen, ihre körperlichen Möglichkeiten genauso wie die seelisch-geistigen Kräfte zum Tragen und zum Ausdruck zu bringen. So entwickelte sie eine ganzheitliche, eine integrale Atemschulung, die den gesamten Organismus und auch das geistige und seelische Potential des Menschen ansprechen sollte. Die Methode sollte lehrbar sein und von jedem angewandt werden können.

Klara Wolf stellte sich der Herausforderung, wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrung in der Körperarbeit zu einer ganzheitlichen Methode zu verschmelzen. Sie hat die dynamische Vielfalt der künstlerisch tänzerischen Bewegung, in der sich die Grundmuster des Erlebens ausdrücken, in einfachsten Bewegungsformen umgesetzt und mit der Atmung in Einklang gebracht. Und sie verstand es, den ganzheitlich-therapeutischen Aspekt der Atemarbeit durch eine pädagogische Herangehensweise zu erweitern. Ganz verankert in der westlichen Tradition entwickelte sie einen attraktiven und nachvollziehbaren methodisch-pädagogischen Aufbau: Ihre Methode ermöglicht nun jedem, die Vielfalt der Bewegungs-Dynamik für die Entwicklung der Persönlichkeit und für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu nutzen.

Im Laufe der Jahre entwickelte Klara Wolf ihre Atem- und Bewegungsschulung nach physiologischen und pädagogischen Gesichtspunkten weiter, und sie fand immer breitere Anerkennung im Gesundheitswesen. 1951 wurde Klara Wolf eingeladen, sich beim Schweizerischen-Physiotherapeuten-Verband als Mitglied eintragen zu lassen und erlangte die Krankenkassenzulassung. Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre war sie regelmässig in der Weiterbildung von Krankengymnastinnen in Deutschland tätig.

Ganzheitliche Kraft der Dynamik

Wer sich der Arbeit am menschlichen Bewegungsapparat verschrieben hat, wird sich auch mit der Atmung befassen. Die Atmung ist nicht nur ein vegetativer Vorgang, um unseren Körperzellen die Energiegewinnung zu ermöglichen. Die Atmung selbst ist Bewegung und die Qualität der Atmung ist unter anderem von der Qualität der Atembewegung abhängig. In der Integralen Atem- und Bewegungsschulung wird die Atmung im Zusammenspiel mit der Statik, dem Bewegungssystem und der vegetativ-psychischen Situation betrachtet.

Die Atmung ist ein ständiger Wechsel von Spannung und Entspannung der Atem- und Atemhilfsmuskulatur, in der Ruhe und während der (alltäglichen) Bewegung. Damit die Atmung an jede Situation angepasst optimal funktioniert, müssen die rhythmischen Spannungswechsel jederzeit harmonisch in das Gesamtgeschehen von Körperbewegungen eingebettet bleiben, wie es die Natur vorgesehen hat. In den an sich recht verletzlichen, weil letzten Endes individuellen, autonom-lebendigen Vorgang der Atmung wird nicht eingegriffen. Die freie, individuelle Atementfaltung, innerhalb der gegebenen rhythmischen Ordnung einer Bewegung, soll mit dieser Methode indirekt gefördert werden.

Klara Wolf spricht in ihrem Buch „Integrale Atemschulung“ davon, dass atemtechnische Bemühungen unter statischen, mechanisch-physikalischen Gesichtpunkten erst dann fruchtbar würden, wenn auch die stoffwechsel- und kräftemässigen Wechselwirkungen zwischen der Atmung und dem Halte- und Bewegungsapparat, den inneren Funktionen, der Erlebnis- und Gedankenwelt und dem Bewusstsein vertieft und sowohl therapeutisch wie entwicklungsmässig ausgeschöpft würden. „Das bedeutet: alles was über die Leibesübungen zur Ertüchtigung des Atem-, Halte- und Bewegungssystems angeordnet wird, geschieht gleichzeitig zur Ausgleichung und Entfaltung vegetativer, psychischer und mentaler Funktionen und im Hinblick auf sie.“

Die Integrale Atem- und Bewegungsschulung ist aus diesem Grunde mehr als ein System von Bewegungsübungen, die verschiedenste Bewegungsreize für das Atemsystem beinhalten. Um der Forderung umfassender, ganzheitlicher Schulung gerecht zu werden, hat Klara Wolf die von ihr entwickelten Übungen dynamisch und rhythmisch unterschiedlich ausgestaltet. So wird einerseits dem lebendigen Atemrhythmus, dem Wechsel von Spannung und Entspannung, Rechnung getragen: Der Atemrhythmus kann sich zwanglos in den Bewegungsrhythmus einfügen und gewinnt an Kraft. Andererseits werden durch das Ausführen einer Übung in einer bestimmten Dynamik nicht nur körperliches Geschick und Körpergefühl herausgefordert, sondern Sensibilität und Gestaltungskraft werden wachgerufen. Die Schülerin oder der Schüler lernt einen bewussteren Umgang mit seinem Körper und seinen psychischen und mentalen Kräften.

Die Übungen sind nach Schwerpunkten gegliedert und lassen sich im Gruppenunterricht wie im Einzelunterricht anwenden. Die dynamisch-rhythmische Gestaltung aller Übungen weckt und stärkt das Erleben des Selbst in der Bewegung: Die Übungen sind langsam und getragen, sanft und weich, spritzig-schnell, vibrierend, schwingend oder kraftvoll ausladend, genau wie die Atmung selbst auch diese Eigenschaften an den Tag legt; auch die Atmung kann, je nach körperlicher Anforderung und Befindlichkeit des Menschen, weich, ausladend, schnell, langsam, fliessend oder wogend sein. Die Bewegung lädt die Atmung ein, sich diesen gestaltenden Kräften anzuschliessen und mitzutun. Das Erleben und Variieren der Bewegungen führt beim Übenden zu Aufgeschlossenheit und macht Freude, was sich auch auf die (unbewusste und bewusste) Atemgestaltung positiv auswirkt.

Atemrhythmus

Die Atmung geschieht zwanglos während der rhythmischen Bewegung. Die Schüler lernen zunächst, die in den Bewegungen enthaltenen Momente der Entspannung zu erfassen. Am Ende der Ausatmung kann in solchen Momenten der Pause auch im Atem losgelassen werden; die Atempause kann mit der Entspannungsphase der Bewegung – und sei sie auch noch so kurz und unscheinbar – zusammenfallen. Nach der Atempause stellt sich die Einatmung spontan ein, der autonome Eigenrhythmus der Atmung lernt sich durchzusetzen. Die Atemreaktionen geschehen zwanglos entsprechend der Stoffwechsellage des Organismus.

Dieses Einstimmen von Atmung und Bewegung, das Wahrnehmen und Erleben der Atempause und Entspannung, wird mit Hilfe von ganz einfachen Übungen bewusst gemacht und eingespielt. Die Schülerinnen und Schüler werden immer wieder dazu angehalten, die Spannungswechsel in Bewegung und Atmung bewusst zu erleben und zuzulassen. Es entsteht psychische und emotionale Aufgeschlossenheit.

Phonation

Damit man sich dem Atemgeschehen während dem Üben bewusst werden kann, wird Phonation eingesetzt: Die Ausatmung wird meist von einem stimmlosen, weichen „Sch“-Laut begleitet. Die Luft wird also, leicht gebremst durch das „Sch“, ausgeblasen, und strömt in einem Decrescendo (abklingend, leiser werdend, also: allmählicher Druckabfall) ab und endet in der Atempause. Der Schüler hört seinen Atem fliessen, kann das Zusammenspiel von Atem- und Bewegungsrhythmus beobachten, sich seiner Verhaltensweise bewusst werden und sie harmonisieren. Ein natürliches Zusammenwirken von Atmung und Bewegung stellt sich ein.

Die Phonation, eine Besonderheit der Methode von Klara Wolf, bietet viele Vorteile. Neben dem Atemrhythmus kann der Atemdruck überwacht werden. Phonation dient Schülern und Lehrern der Kontrolle und schützt davor, die Luft zum Beispiel anzuhalten, plötzlich auszustossen oder „herausfallen“ zu lassen. Der Atem bleibt gleichmässig fliessend, auch während grösserer Leistung. Die Atemmuskeln werden dabei unterstützt, dem elastischen Lungenzug während der Ausatmung nur langsam stattzugeben und die Atemwege weit zu halten. Dieses Prinzip (Lippenbremse) wird auch in der Therapie obstruktiver Atemwegserkrankungen eingesetzt.

Die Atmung rückt durch die Phonation ins Bewusstsein des oder der Übenden. Die Übenden erleben ihren Atem mit Hilfe der Phonation intensiver und erfahren ihn als Ausdruck vegetativer und psychischer Wendigkeit. Während den Übungen werden auch Silben und Verse, Melodien und Lieder gesprochen und gesungen (siehe auch Lungenhygiene). Der zusätzliche Gebrauch der Stimme hebt die Atembereitschaft, stärkt die Atemmuskulatur und hebt die Stimmung und innere Anteilnahme beim Üben

Konditionieren der Atmung

Die Qualität der Atmung ist natürlich vom Zustand des Bewegungsapparates abhängig. Die Bewegungen mit Armen, Beinen und Rumpf oder ganze Schrittkombinationen regen Herztätigkeit, Blutzirkulation und Zellstoffwechsel an, der Sauerstoffbedarf im Körper wächst und automatisch wird auch die Atmung vertieft. Übungen dienen dem Haltungsaufbau, der Verbesserung von Brustkorb-Beweglichkeit und der Harmonisierung der Muskelspannung von Atem- und Atemhilfsmuskeln. Die Übungen werden sitzend, liegend oder stehend ausgeführt, Form und Muskeltonus des Rumpfes ändern sich laufend, die Atmung wird immer wieder herausgefordert, sich innerhalb des naturgegebenen Atemrhythmus der neuen körperlichen Situation anzupassen.

Weil die Atemtätigkeit sehr innig mit der Herz-/Kreislauftätigkeit gekoppelt ist, sind Übungen und Lektionen auch immer gleichzeitig als Kreislauf-Anregung ausgelegt. Am Anfang wird nur kurz geübt, dann länger, damit Atmung und Kreislauf gleichmässig herausgefordert werden und im Gleichgewicht bleiben. Pausen zwischen den Übungen dienen der Erholung und Selbstbeobachtung, sie vermeiden eine Überforderung des Organismus.

Atmung und Haltung

Bei allen Übungen wird auf den korrekten Haltungsaufbau und Bewegungsansatz geachtet. Bewusst und feinfühlig wird zuerst die isometrische Spannung und Stabilisierung der statischen Ordnung eingespielt, damit die Übungen erfolgreich und schonend ausgeführt werden können. Auch hier sind die bewussten Pausen zwischen den Übungen von Bedeutung: Das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler kann immer wieder auf andere Schwerpunkte gelenkt werden, was ein automatisches „Abspulen“ der Übungen und das Einspielen von Fehlern vermindert. Die Übungen werden wiederholt verändert und ergänzt, um Wachheit und bewusstes Üben zu fördern und, neben der Körperhaltung, eine geistige Haltung sich selbst gegenüber aufzubauen; wenn bewusst geübt wird, ist immer der ganze Mensch aufgefordert, sich einzubringen, zu lernen und sich zu entwickeln.

Die Nase

Die Nase spielt in der Atmung eine zentrale Rolle: Sie übernimmt Kontroll-, Schutz und Steuerfunktionen. Die Pflege der Nase und das Bewusstmachen der Nasenatmung ist ein zentrales Anliegen der Atemschulung: Nasales Summen, Massieren und sanftes Klöpfeln (Abb. 2) der Nase regen die Blutzirkulation an und vitalisieren die Schleimhäute. Die Nasengrübchen bilden eine Verengung, eine Nasenstenose, welche sich natürlicherweise bei jeder Einatmung etwas verstärkt. Die Luft wird gebremst und die Luftströmung in für die Belüftung der Lunge optimale Bahnen gelenkt. Dem Einatemstrom wird ein Widerstand entgegengesetzt, welcher einen Trainingsreiz für die Atemmuskulatur darstellt. Die natürliche funktionelle Nasenstenose ist bei vielen Menschen durch Nichtgebrauch der Nase ungenügend und wird durch spezielle Übungen unterstützt und eingespielt. In allen Übungen wird auf den korrekten Gebrauch der Nase geachtet.

Lungenhygiene

Der moderne Mensch hält sich oft in geschlossenen Räumen auf und seine Lunge ist grossen Belastungen durch Giftstoffe, Gase, Stäube, Tabakqualm ausgesetzt. In der Atemschulung wird mit speziell dafür ausgearbeiteten Übungen Lungenhygiene betrieben. Der Brustkorb wird mit Händen oder lockeren Fäusten rundherum sanft beklopft und leicht erschüttert, um liegengebliebenes Sekret, welches Stäube und Giftstoffe bindet, zu lösen und auszuscheiden (Abb. 3). Umlagerung des Brustkorbes und Vibration regen den Sekretfluss an und stärken die Schleimhaut der Bronchien. Verlängerte Ausatmung dient dazu, mehr verbrauchte Restluft abzuatmen. Nach natürlich verlängerter Ausatmung stellt sich spontan vertiefte Einatmung und damit eine grössere Weitung der Lunge und der Bronchien ein, was ganze Schleimbrücken löst und die Lunge reinigt.

Einflüsse auf Organsysteme

Was als Training zur Herstellung einer besseren Reaktionsfähigkeit von Atem und Kreislauf angezeigt ist, gilt gleichermassen als erzieherischer Anreiz für eine zweckmässig abgestimmte Einregulierung der im Zusammenhang mit dem Bau- oder Betriebsstoffwechsel stehenden nervös-humoralen Tätigkeiten. Die Methode Klara Wolf bietet neben der umfassenden Konditionierung des Atem- und Kreislaufsystems für jedes Organsystem entsprechend differenzierte Übungen an. Abgestimmt auf Konstitution und Trainingszustand des Einzelnen kann jedes Organsystem angesprochen werden: Der Natur jedes Organsystems entsprechend unterscheidet sich die dynamische Gestaltung der Übungen.

So sind eigentliche Kraftübungen, Spannen und Lösen, zur Anregung und Stärkung der Energiebildungsprozesse (Zellstoffwechsel) angezeigt. Vibrationen, schüttelnde und schlenkernde Bewegungen haben eine anregende Wirkung auf das Hormonsystem. Dehnende, durchlaufende Bewegungen, Dehnlagen und -stellungen, wirken sich regulierend und aufbauend auf das gesamte Nervensystem aus. Insbesondere Übungen, welche die bewusste Bewegungs-Koordination verschiedener Körperteile und laufende Änderung der Spannungsmuster herausfordern, bewirken eine umfassende Anregung des gesamten Nervensystems. Die Nervenstrukturen des Gehirns erweitern sich, neue Vernetzungen entstehen. Die psychische und emotionale Stimulation durch wechselnde Dynamik in den Übungen schafft eine Aufgeschlossenheit, die dem Lernen sehr förderlich ist. Körperschulung wird auf diese Weise zu einem gezielten Hirntraining erweitert.

In Körpergebieten, welche durchbewegt werden, wo „die Wogen am höchsten gehen“, beobachtet man erhöhte Blutzirkulation, Stoffwechsel und erhöhte nervliche Versorgung. Aber auch der übrige Körper wird entsprechend angeregt. Wohlbefinden und Belebung lassen Lust und Freude an der Bewegung aufkommen, was diese allgemeine Anregung noch unterstützt. Wird während dem Üben bewusst die eigene vegetativ-psychische Befindlichkeit berücksichtigt, können diese spezifischen Anregungen eines Körpergebietes auch in die anderen Körpergebiete und Organsysteme „weiterschwingen“. Auch das wiederholte bewusste Nachspüren während immer wieder eingeschalteten Ruhepausen, gibt dem Übenden Raum und Zeit, Anregungen und Veränderungen bewusst wahrzunehmen und zuzulassen. Es kommt zu einer allgemeinen „Umstimmung“ des Organismus, das Zusammenspiel aller schliesslich voneinander abhängigen Organsysteme wird gefördert.

Tun und Lassen

Ökonomie ist ein Grundprinzip des Organismus: Nur das Nötige mit dem geringsten Aufwand. Was im Organismus benutzt wird, wird stärker, was nicht benutzt wird, verkümmert. Ökonomie ist aber auch eine Voraussetzung für harmonische Bewegung. Jedes Zuviel an Muskelspannung schränkt die Beweglichkeit ein und behindert die Koordination verschiedener Muskelgruppen. Ein Zuwenig an Spannkraft führt zu Ausgleichsbewegungen und Fehlspannungen und überlastet die Gelenke. Darum ist in der Körpererziehung der richtige Einsatz und das ökonomische Haushalten mit den Kräften ein wichtiges Thema.

Der ganzheitliche Ansatz der Integralen Atemschulung Methode Klara Wolf erweitert die Bewegungsübungen über ein rein „mechanisches“ Muskeltraining hinaus. In der Erziehungsarbeit wird der Schülerin und dem Schüler immer wieder die Polarität zwischen Tun und Lassen, Halten und Loslassen, Spannen und Entspannen bewusst gemacht. Wenn der gesamte Mensch mit seiner Bewegungsfreude und seiner sensiblen Ausdruckskraft hinter einer bestimmten Aufgabenstellung steht, entwickelt sich sein Gespür für das Mass, um das Wesentliche zur Geltung zu bringen. Grössere Hingabe in einer Bewegung wird nicht gleichzeitig als Kräfteverschleiss, bewusstes Kräftesparen nicht als Einschränkung empfunden. Beides dient der persönlichen Ausgestaltung der Aufgabe und schliesslich dem persönlichen Ausdruck und der persönlichen Befreiung.

Immer geht es für den Übenden auch darum, seine Kräfte richtig einzuschätzen und dementsprechend einzusetzen; seine Mitte zu finden. Der Schüler muss zu Selbstbeobachtung und ungeteilter Aufmerksamkeit angeleitet werden. Nicht unablässig wiederholtes Üben derselben Bewegung führt zum Ziel. Der Übende soll sich seines Verhaltens während dem Üben bewusst sein, um unablässig selbst korrigierend und modifizierend auf seine Bewegungen einwirken zu können. Das Bewusstsein für die Veränderungen im Körper und in der Atmung muss gefördert und wachgehalten werden. Erziehung zu Geduld und Aufgeschlossenheit führen schliesslich zu einem sinnvollen Umgang mit sich selbst und seinen Kräften.

Eine lehrbare Methode: Die Ausbildungsschule

Klara Wolf wollte ihre Methode von Anfang an lehrbar machen. So ist die Integrale Atem- und Bewegungsschulung systematisch aufgebaut und kann nach entsprechender Ausbildung unterrichtet werden. Seit den vierziger Jahren bildet die Atemschule Klara Wolf Atempädagoginnen und -pädagogen aus. Die Ausbildungsschule, welche heute von Maja Wolf, der Tochter von Klara Wolf, geleitet wird, vermittelt dabei nicht nur einen reichen Schatz an verschiedenen Übungen; die angehenden Atempädagoginnen und -pädagogen bekommen vor allem methodisches und didaktisches Wissen und Erfahrung, um die zukünftigen Schülerinnen und Schüler richtig anzuleiten und zu führen. Sie lernen, Übungen dynamisch auf unterschiedliche Aufgabenstellungen hin zu gestalten, auf unterschiedliche körperliche und mentale Voraussetzungen einzugehen und Schwerpunkte in der Erziehungsarbeit zu setzen.

Das Unterrichten steht in der Ausbildung im Mittelpunkt. Von Grund auf werden alle Aspekte des Unterrichtens vermittelt und von Beginn an in praktischen Lehrproben erarbeitet und ausprobiert. So nimmt auch in der Ausbildungsschule die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen grossen Raum ein. Der Lehrplan umfasst Seminarunterricht in Gruppen, Übungslektionen in Gruppen und Einzelunterricht. Im theoretischen Unterricht erarbeiten sich die angehenden Atempädagoginnen und -pädagogen die physiologischen Grundlagen für ihre Arbeit, und lernen, dieses Wissen unterstützend und erweiternd in die Atemschulung einzubringen und weiterzuvermitteln. Für die Ausbildung stehen eigens erarbeitete und ständig aktualisierte praktische und theoretische Lehrmittel bereit.

Gegenwärtig wächst das Verständnis und das Interesse der Zusammenhänge zwischen körperlichen und psychischen Vorgängen auch in einer breiteren Öffentlichkeit; für den verständnisvollen Umgang mit Menschen ist die eigene Entwicklung hin zu Feinsinnigkeit und Bewusstheit anzustreben. Deshalb bietet die Atemschule für Atemlehrer und Fachleute aus verwandten Berufen regelmässige Fort- und Weiterbildungen an. Neben Vertiefung, Verfeinerung und Erweiterung der Ausbildungsthemen stehen auch Schwangerschaftsgymnastik und Geburtsvorbereitung auf dem Programm.

Es ist auch Frau Maja Wolf, der heutigen Schulleiterin, zu verdanken, dass sich die Methode und die Ausbildung ständig weiterentwickeln und erweitern. Die Methode wird aufgrund von allgemeinen medizinischen und therapeutischen Erkenntnissen geprüft und ergänzt und sie profitiert vom Erfahrungsschatz der immer zahlreicher werdenden Atempädagoginnen und -pädagogen.

Seit 1959 besteht der „Internationale Fachverband für Integrale Atem- und Bewegungsschulung (IAB)“, ein Zusammenschluss von Atempädagoginnen und -pädagogen Methode Klara Wolf, die inzwischen in vielen europäischen Ländern und in Amerika unterrichten.
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