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Integrale Atem- und Bewegungsschulung Methode Klara Wolf
Christian Kempe
Klara Wolf aus Brugg (Schweiz) ist die Begründerin
der Integralen Atem- und Bewegungsschulung. Seit über
sechzig Jahren praktiziert sie ihre Methode und entwickelt
sie unablässig weiter. Inzwischen wird sie unterstützt
von vielen weiteren Atempädagoginnen und -pädagogen,
die bei ihr und ihren Töchtern ausgebildet wurden. Klara
Wolfs Beschäftigung mit der Atmung wuchs aus ihren Erfahrungen
als Tänzerin. In ihrer Jugend erfuhr sie eine Ausbildung
bei Mary Wigmann in Dresden und später bei Trudy Schoop
in Zürich. Sie leitete die Schoop-Tanzschule und sie
erkannte die Bedeutung der Atmung für die Qualität
der Bewegung: Das bewusst rhythmische Atmen und das harmonische
Zusammenspiel von Atmung und Bewegung bilden eine Grundlage
für die schöpferische Kraft im Tanz.
Die Erfahrungen aus dem Tanz überzeugten sie, dass an
einer wirksamen Atemschulung der ganze Körper, ja der
ganze Mensch beteiligt sein müsste. Sie hatte den Wunsch,
allen Interessierten einen Weg zu weisen, ihre körperlichen
Möglichkeiten genauso wie die seelisch-geistigen Kräfte
zum Tragen und zum Ausdruck zu bringen. So entwickelte sie
eine ganzheitliche, eine integrale Atemschulung, die den gesamten
Organismus und auch das geistige und seelische Potential des
Menschen ansprechen sollte. Die Methode sollte lehrbar sein
und von jedem angewandt werden können.
Klara Wolf stellte sich der Herausforderung, wissenschaftliche
Erkenntnisse und praktische Erfahrung in der Körperarbeit
zu einer ganzheitlichen Methode zu verschmelzen. Sie hat die
dynamische Vielfalt der künstlerisch tänzerischen
Bewegung, in der sich die Grundmuster des Erlebens ausdrücken,
in einfachsten Bewegungsformen umgesetzt und mit der Atmung
in Einklang gebracht. Und sie verstand es, den ganzheitlich-therapeutischen
Aspekt der Atemarbeit durch eine pädagogische Herangehensweise
zu erweitern. Ganz verankert in der westlichen Tradition entwickelte
sie einen attraktiven und nachvollziehbaren methodisch-pädagogischen
Aufbau: Ihre Methode ermöglicht nun jedem, die Vielfalt
der Bewegungs-Dynamik für die Entwicklung der Persönlichkeit
und für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu
nutzen.
Im Laufe der Jahre entwickelte Klara Wolf ihre Atem- und
Bewegungsschulung nach physiologischen und pädagogischen
Gesichtspunkten weiter, und sie fand immer breitere Anerkennung
im Gesundheitswesen. 1951 wurde Klara Wolf eingeladen, sich
beim Schweizerischen-Physiotherapeuten-Verband als Mitglied
eintragen zu lassen und erlangte die Krankenkassenzulassung.
Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre war sie
regelmässig in der Weiterbildung von Krankengymnastinnen
in Deutschland tätig.
Ganzheitliche Kraft der Dynamik
Wer sich der Arbeit am menschlichen Bewegungsapparat verschrieben
hat, wird sich auch mit der Atmung befassen. Die Atmung ist
nicht nur ein vegetativer Vorgang, um unseren Körperzellen
die Energiegewinnung zu ermöglichen. Die Atmung selbst
ist Bewegung und die Qualität der Atmung ist unter anderem
von der Qualität der Atembewegung abhängig. In der
Integralen Atem- und Bewegungsschulung wird die Atmung im
Zusammenspiel mit der Statik, dem Bewegungssystem und der
vegetativ-psychischen Situation betrachtet.
Die Atmung ist ein ständiger Wechsel von Spannung und
Entspannung der Atem- und Atemhilfsmuskulatur, in der Ruhe
und während der (alltäglichen) Bewegung. Damit die
Atmung an jede Situation angepasst optimal funktioniert, müssen
die rhythmischen Spannungswechsel jederzeit harmonisch in
das Gesamtgeschehen von Körperbewegungen eingebettet
bleiben, wie es die Natur vorgesehen hat. In den an sich recht
verletzlichen, weil letzten Endes individuellen, autonom-lebendigen
Vorgang der Atmung wird nicht eingegriffen. Die freie, individuelle
Atementfaltung, innerhalb der gegebenen rhythmischen Ordnung
einer Bewegung, soll mit dieser Methode indirekt gefördert
werden.
Klara Wolf spricht in ihrem Buch „Integrale Atemschulung“
davon, dass atemtechnische Bemühungen unter statischen,
mechanisch-physikalischen Gesichtpunkten erst dann fruchtbar
würden, wenn auch die stoffwechsel- und kräftemässigen
Wechselwirkungen zwischen der Atmung und dem Halte- und Bewegungsapparat,
den inneren Funktionen, der Erlebnis- und Gedankenwelt und
dem Bewusstsein vertieft und sowohl therapeutisch wie entwicklungsmässig
ausgeschöpft würden. „Das bedeutet: alles
was über die Leibesübungen zur Ertüchtigung
des Atem-, Halte- und Bewegungssystems angeordnet wird, geschieht
gleichzeitig zur Ausgleichung und Entfaltung vegetativer,
psychischer und mentaler Funktionen und im Hinblick auf sie.“
Die Integrale Atem- und Bewegungsschulung ist aus diesem
Grunde mehr als ein System von Bewegungsübungen, die
verschiedenste Bewegungsreize für das Atemsystem beinhalten.
Um der Forderung umfassender, ganzheitlicher Schulung gerecht
zu werden, hat Klara Wolf die von ihr entwickelten Übungen
dynamisch und rhythmisch unterschiedlich ausgestaltet. So
wird einerseits dem lebendigen Atemrhythmus, dem Wechsel von
Spannung und Entspannung, Rechnung getragen: Der Atemrhythmus
kann sich zwanglos in den Bewegungsrhythmus einfügen
und gewinnt an Kraft. Andererseits werden durch das Ausführen
einer Übung in einer bestimmten Dynamik nicht nur körperliches
Geschick und Körpergefühl herausgefordert, sondern
Sensibilität und Gestaltungskraft werden wachgerufen.
Die Schülerin oder der Schüler lernt einen bewussteren
Umgang mit seinem Körper und seinen psychischen und mentalen
Kräften.
Die Übungen sind nach Schwerpunkten gegliedert und lassen
sich im Gruppenunterricht wie im Einzelunterricht anwenden.
Die dynamisch-rhythmische Gestaltung aller Übungen weckt
und stärkt das Erleben des Selbst in der Bewegung: Die
Übungen sind langsam und getragen, sanft und weich, spritzig-schnell,
vibrierend, schwingend oder kraftvoll ausladend, genau wie
die Atmung selbst auch diese Eigenschaften an den Tag legt;
auch die Atmung kann, je nach körperlicher Anforderung
und Befindlichkeit des Menschen, weich, ausladend, schnell,
langsam, fliessend oder wogend sein. Die Bewegung lädt
die Atmung ein, sich diesen gestaltenden Kräften anzuschliessen
und mitzutun. Das Erleben und Variieren der Bewegungen führt
beim Übenden zu Aufgeschlossenheit und macht Freude,
was sich auch auf die (unbewusste und bewusste) Atemgestaltung
positiv auswirkt.
Atemrhythmus
Die Atmung geschieht zwanglos während der rhythmischen
Bewegung. Die Schüler lernen zunächst, die in den
Bewegungen enthaltenen Momente der Entspannung zu erfassen.
Am Ende der Ausatmung kann in solchen Momenten der Pause auch
im Atem losgelassen werden; die Atempause kann mit der Entspannungsphase
der Bewegung – und sei sie auch noch so kurz und unscheinbar
– zusammenfallen. Nach der Atempause stellt sich die
Einatmung spontan ein, der autonome Eigenrhythmus der Atmung
lernt sich durchzusetzen. Die Atemreaktionen geschehen zwanglos
entsprechend der Stoffwechsellage des Organismus.
Dieses Einstimmen von Atmung und Bewegung, das Wahrnehmen
und Erleben der Atempause und Entspannung, wird mit Hilfe
von ganz einfachen Übungen bewusst gemacht und eingespielt.
Die Schülerinnen und Schüler werden immer wieder
dazu angehalten, die Spannungswechsel in Bewegung und Atmung
bewusst zu erleben und zuzulassen. Es entsteht psychische
und emotionale Aufgeschlossenheit.
Phonation
Damit man sich dem Atemgeschehen während dem Üben
bewusst werden kann, wird Phonation eingesetzt: Die Ausatmung
wird meist von einem stimmlosen, weichen „Sch“-Laut
begleitet. Die Luft wird also, leicht gebremst durch das „Sch“,
ausgeblasen, und strömt in einem Decrescendo (abklingend,
leiser werdend, also: allmählicher Druckabfall) ab und
endet in der Atempause. Der Schüler hört seinen
Atem fliessen, kann das Zusammenspiel von Atem- und Bewegungsrhythmus
beobachten, sich seiner Verhaltensweise bewusst werden und
sie harmonisieren. Ein natürliches Zusammenwirken von
Atmung und Bewegung stellt sich ein.
Die Phonation, eine Besonderheit der Methode von Klara Wolf,
bietet viele Vorteile. Neben dem Atemrhythmus kann der Atemdruck
überwacht werden. Phonation dient Schülern und Lehrern
der Kontrolle und schützt davor, die Luft zum Beispiel
anzuhalten, plötzlich auszustossen oder „herausfallen“
zu lassen. Der Atem bleibt gleichmässig fliessend, auch
während grösserer Leistung. Die Atemmuskeln werden
dabei unterstützt, dem elastischen Lungenzug während
der Ausatmung nur langsam stattzugeben und die Atemwege weit
zu halten. Dieses Prinzip (Lippenbremse) wird auch in der
Therapie obstruktiver Atemwegserkrankungen eingesetzt.
Die Atmung rückt durch die Phonation ins Bewusstsein
des oder der Übenden. Die Übenden erleben ihren
Atem mit Hilfe der Phonation intensiver und erfahren ihn als
Ausdruck vegetativer und psychischer Wendigkeit. Während
den Übungen werden auch Silben und Verse, Melodien und
Lieder gesprochen und gesungen (siehe auch Lungenhygiene).
Der zusätzliche Gebrauch der Stimme hebt die Atembereitschaft,
stärkt die Atemmuskulatur und hebt die Stimmung und innere
Anteilnahme beim Üben
Konditionieren der Atmung
Die Qualität der Atmung ist natürlich vom Zustand
des Bewegungsapparates abhängig. Die Bewegungen mit Armen,
Beinen und Rumpf oder ganze Schrittkombinationen regen Herztätigkeit,
Blutzirkulation und Zellstoffwechsel an, der Sauerstoffbedarf
im Körper wächst und automatisch wird auch die Atmung
vertieft. Übungen dienen dem Haltungsaufbau, der Verbesserung
von Brustkorb-Beweglichkeit und der Harmonisierung der Muskelspannung
von Atem- und Atemhilfsmuskeln. Die Übungen werden sitzend,
liegend oder stehend ausgeführt, Form und Muskeltonus
des Rumpfes ändern sich laufend, die Atmung wird immer
wieder herausgefordert, sich innerhalb des naturgegebenen
Atemrhythmus der neuen körperlichen Situation anzupassen.
Weil die Atemtätigkeit sehr innig mit der Herz-/Kreislauftätigkeit
gekoppelt ist, sind Übungen und Lektionen auch immer
gleichzeitig als Kreislauf-Anregung ausgelegt. Am Anfang wird
nur kurz geübt, dann länger, damit Atmung und Kreislauf
gleichmässig herausgefordert werden und im Gleichgewicht
bleiben. Pausen zwischen den Übungen dienen der Erholung
und Selbstbeobachtung, sie vermeiden eine Überforderung
des Organismus.
Atmung und Haltung
Bei allen Übungen wird auf den korrekten Haltungsaufbau
und Bewegungsansatz geachtet. Bewusst und feinfühlig
wird zuerst die isometrische Spannung und Stabilisierung der
statischen Ordnung eingespielt, damit die Übungen erfolgreich
und schonend ausgeführt werden können. Auch hier
sind die bewussten Pausen zwischen den Übungen von Bedeutung:
Das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler kann
immer wieder auf andere Schwerpunkte gelenkt werden, was ein
automatisches „Abspulen“ der Übungen und
das Einspielen von Fehlern vermindert. Die Übungen werden
wiederholt verändert und ergänzt, um Wachheit und
bewusstes Üben zu fördern und, neben der Körperhaltung,
eine geistige Haltung sich selbst gegenüber aufzubauen;
wenn bewusst geübt wird, ist immer der ganze Mensch aufgefordert,
sich einzubringen, zu lernen und sich zu entwickeln.
Die Nase
Die Nase spielt in der Atmung eine zentrale Rolle: Sie übernimmt
Kontroll-, Schutz und Steuerfunktionen. Die Pflege der Nase
und das Bewusstmachen der Nasenatmung ist ein zentrales Anliegen
der Atemschulung: Nasales Summen, Massieren und sanftes Klöpfeln
(Abb. 2) der Nase regen die Blutzirkulation an und vitalisieren
die Schleimhäute. Die Nasengrübchen bilden eine
Verengung, eine Nasenstenose, welche sich natürlicherweise
bei jeder Einatmung etwas verstärkt. Die Luft wird gebremst
und die Luftströmung in für die Belüftung der
Lunge optimale Bahnen gelenkt. Dem Einatemstrom wird ein Widerstand
entgegengesetzt, welcher einen Trainingsreiz für die
Atemmuskulatur darstellt. Die natürliche funktionelle
Nasenstenose ist bei vielen Menschen durch Nichtgebrauch der
Nase ungenügend und wird durch spezielle Übungen
unterstützt und eingespielt. In allen Übungen wird
auf den korrekten Gebrauch der Nase geachtet.
Lungenhygiene
Der moderne Mensch hält sich oft in geschlossenen Räumen
auf und seine Lunge ist grossen Belastungen durch Giftstoffe,
Gase, Stäube, Tabakqualm ausgesetzt. In der Atemschulung
wird mit speziell dafür ausgearbeiteten Übungen
Lungenhygiene betrieben. Der Brustkorb wird mit Händen
oder lockeren Fäusten rundherum sanft beklopft und leicht
erschüttert, um liegengebliebenes Sekret, welches Stäube
und Giftstoffe bindet, zu lösen und auszuscheiden (Abb.
3). Umlagerung des Brustkorbes und Vibration regen den Sekretfluss
an und stärken die Schleimhaut der Bronchien. Verlängerte
Ausatmung dient dazu, mehr verbrauchte Restluft abzuatmen.
Nach natürlich verlängerter Ausatmung stellt sich
spontan vertiefte Einatmung und damit eine grössere Weitung
der Lunge und der Bronchien ein, was ganze Schleimbrücken
löst und die Lunge reinigt.
Einflüsse auf Organsysteme
Was als Training zur Herstellung einer besseren Reaktionsfähigkeit
von Atem und Kreislauf angezeigt ist, gilt gleichermassen
als erzieherischer Anreiz für eine zweckmässig abgestimmte
Einregulierung der im Zusammenhang mit dem Bau- oder Betriebsstoffwechsel
stehenden nervös-humoralen Tätigkeiten. Die Methode
Klara Wolf bietet neben der umfassenden Konditionierung des
Atem- und Kreislaufsystems für jedes Organsystem entsprechend
differenzierte Übungen an. Abgestimmt auf Konstitution
und Trainingszustand des Einzelnen kann jedes Organsystem
angesprochen werden: Der Natur jedes Organsystems entsprechend
unterscheidet sich die dynamische Gestaltung der Übungen.
So sind eigentliche Kraftübungen, Spannen und Lösen,
zur Anregung und Stärkung der Energiebildungsprozesse
(Zellstoffwechsel) angezeigt. Vibrationen, schüttelnde
und schlenkernde Bewegungen haben eine anregende Wirkung auf
das Hormonsystem. Dehnende, durchlaufende Bewegungen, Dehnlagen
und -stellungen, wirken sich regulierend und aufbauend auf
das gesamte Nervensystem aus. Insbesondere Übungen, welche
die bewusste Bewegungs-Koordination verschiedener Körperteile
und laufende Änderung der Spannungsmuster herausfordern,
bewirken eine umfassende Anregung des gesamten Nervensystems.
Die Nervenstrukturen des Gehirns erweitern sich, neue Vernetzungen
entstehen. Die psychische und emotionale Stimulation durch
wechselnde Dynamik in den Übungen schafft eine Aufgeschlossenheit,
die dem Lernen sehr förderlich ist. Körperschulung
wird auf diese Weise zu einem gezielten Hirntraining erweitert.
In Körpergebieten, welche durchbewegt werden, wo „die
Wogen am höchsten gehen“, beobachtet man erhöhte
Blutzirkulation, Stoffwechsel und erhöhte nervliche Versorgung.
Aber auch der übrige Körper wird entsprechend angeregt.
Wohlbefinden und Belebung lassen Lust und Freude an der Bewegung
aufkommen, was diese allgemeine Anregung noch unterstützt.
Wird während dem Üben bewusst die eigene vegetativ-psychische
Befindlichkeit berücksichtigt, können diese spezifischen
Anregungen eines Körpergebietes auch in die anderen Körpergebiete
und Organsysteme „weiterschwingen“. Auch das wiederholte
bewusste Nachspüren während immer wieder eingeschalteten
Ruhepausen, gibt dem Übenden Raum und Zeit, Anregungen
und Veränderungen bewusst wahrzunehmen und zuzulassen.
Es kommt zu einer allgemeinen „Umstimmung“ des
Organismus, das Zusammenspiel aller schliesslich voneinander
abhängigen Organsysteme wird gefördert.
Tun und Lassen
Ökonomie ist ein Grundprinzip des Organismus: Nur das
Nötige mit dem geringsten Aufwand. Was im Organismus
benutzt wird, wird stärker, was nicht benutzt wird, verkümmert.
Ökonomie ist aber auch eine Voraussetzung für harmonische
Bewegung. Jedes Zuviel an Muskelspannung schränkt die
Beweglichkeit ein und behindert die Koordination verschiedener
Muskelgruppen. Ein Zuwenig an Spannkraft führt zu Ausgleichsbewegungen
und Fehlspannungen und überlastet die Gelenke. Darum
ist in der Körpererziehung der richtige Einsatz und das
ökonomische Haushalten mit den Kräften ein wichtiges
Thema.
Der ganzheitliche Ansatz der Integralen Atemschulung Methode
Klara Wolf erweitert die Bewegungsübungen über ein
rein „mechanisches“ Muskeltraining hinaus. In
der Erziehungsarbeit wird der Schülerin und dem Schüler
immer wieder die Polarität zwischen Tun und Lassen, Halten
und Loslassen, Spannen und Entspannen bewusst gemacht. Wenn
der gesamte Mensch mit seiner Bewegungsfreude und seiner sensiblen
Ausdruckskraft hinter einer bestimmten Aufgabenstellung steht,
entwickelt sich sein Gespür für das Mass, um das
Wesentliche zur Geltung zu bringen. Grössere Hingabe
in einer Bewegung wird nicht gleichzeitig als Kräfteverschleiss,
bewusstes Kräftesparen nicht als Einschränkung empfunden.
Beides dient der persönlichen Ausgestaltung der Aufgabe
und schliesslich dem persönlichen Ausdruck und der persönlichen
Befreiung.
Immer geht es für den Übenden auch darum, seine
Kräfte richtig einzuschätzen und dementsprechend
einzusetzen; seine Mitte zu finden. Der Schüler muss
zu Selbstbeobachtung und ungeteilter Aufmerksamkeit angeleitet
werden. Nicht unablässig wiederholtes Üben derselben
Bewegung führt zum Ziel. Der Übende soll sich seines
Verhaltens während dem Üben bewusst sein, um unablässig
selbst korrigierend und modifizierend auf seine Bewegungen
einwirken zu können. Das Bewusstsein für die Veränderungen
im Körper und in der Atmung muss gefördert und wachgehalten
werden. Erziehung zu Geduld und Aufgeschlossenheit führen
schliesslich zu einem sinnvollen Umgang mit sich selbst und
seinen Kräften.
Eine lehrbare Methode: Die Ausbildungsschule
Klara Wolf wollte ihre Methode von Anfang an lehrbar machen.
So ist die Integrale Atem- und Bewegungsschulung systematisch
aufgebaut und kann nach entsprechender Ausbildung unterrichtet
werden. Seit den vierziger Jahren bildet die Atemschule Klara
Wolf Atempädagoginnen und -pädagogen aus. Die Ausbildungsschule,
welche heute von Maja Wolf, der Tochter von Klara Wolf, geleitet
wird, vermittelt dabei nicht nur einen reichen Schatz an verschiedenen
Übungen; die angehenden Atempädagoginnen und -pädagogen
bekommen vor allem methodisches und didaktisches Wissen und
Erfahrung, um die zukünftigen Schülerinnen und Schüler
richtig anzuleiten und zu führen. Sie lernen, Übungen
dynamisch auf unterschiedliche Aufgabenstellungen hin zu gestalten,
auf unterschiedliche körperliche und mentale Voraussetzungen
einzugehen und Schwerpunkte in der Erziehungsarbeit zu setzen.
Das Unterrichten steht in der Ausbildung im Mittelpunkt.
Von Grund auf werden alle Aspekte des Unterrichtens vermittelt
und von Beginn an in praktischen Lehrproben erarbeitet und
ausprobiert. So nimmt auch in der Ausbildungsschule die persönliche
Entwicklung jedes Einzelnen grossen Raum ein. Der Lehrplan
umfasst Seminarunterricht in Gruppen, Übungslektionen
in Gruppen und Einzelunterricht. Im theoretischen Unterricht
erarbeiten sich die angehenden Atempädagoginnen und -pädagogen
die physiologischen Grundlagen für ihre Arbeit, und lernen,
dieses Wissen unterstützend und erweiternd in die Atemschulung
einzubringen und weiterzuvermitteln. Für die Ausbildung
stehen eigens erarbeitete und ständig aktualisierte praktische
und theoretische Lehrmittel bereit.
Gegenwärtig wächst das Verständnis und das
Interesse der Zusammenhänge zwischen körperlichen
und psychischen Vorgängen auch in einer breiteren Öffentlichkeit;
für den verständnisvollen Umgang mit Menschen ist
die eigene Entwicklung hin zu Feinsinnigkeit und Bewusstheit
anzustreben. Deshalb bietet die Atemschule für Atemlehrer
und Fachleute aus verwandten Berufen regelmässige Fort-
und Weiterbildungen an. Neben Vertiefung, Verfeinerung und
Erweiterung der Ausbildungsthemen stehen auch Schwangerschaftsgymnastik
und Geburtsvorbereitung auf dem Programm.
Es ist auch Frau Maja Wolf, der heutigen Schulleiterin, zu
verdanken, dass sich die Methode und die Ausbildung ständig
weiterentwickeln und erweitern. Die Methode wird aufgrund
von allgemeinen medizinischen und therapeutischen Erkenntnissen
geprüft und ergänzt und sie profitiert vom Erfahrungsschatz
der immer zahlreicher werdenden Atempädagoginnen und
-pädagogen.
Seit 1959 besteht der „Internationale Fachverband für
Integrale Atem- und Bewegungsschulung (IAB)“, ein Zusammenschluss
von Atempädagoginnen und -pädagogen Methode Klara
Wolf, die inzwischen in vielen europäischen Ländern
und in Amerika unterrichten.
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